„Damit der Brunnen im Dorf bleibt!“

Liberalisierung und Privatisierung der Wasserversorgung stehen seit einiger Zeit heftig zur Diskussion. In Bayern formiert sich unter den kommunalen Versorgern bereits eine Gegenbewegung. Jörg Schuchardt, Geschäftsführer von aquaKomm, gibt Auskunft über die bayerische Alternative zum Erhalt der kommunalen Selbstständigkeit.

Interview: Luitgard Marschall

 
 

 

aquaKomm wurde im November 2001 als "kommunales Bündnis für Wasser und Abwasser" ins Leben gerufen. Auf welcher Gründungsidee beruht das Unternehmen?
Die Gründung von aquaKomm soll dazu beitragen, die kommunale Position beim "Lebensmittel Nr. 1" zu stärken. Anstelle einer Liberalisierung und Privatisierung der Wasserwirtschaft setzen unsere Gründungsmitglieder und Gesellschafter - ein Verbund aus kommunalen Unternehmen - auf mehr Solidarität unter den Kommunen. Wir möchten, dass unsere Erfahrungen und unser Know-how aus über 100 Jahren erfolgreicher Wasserwirtschaft auch anderen Städten und Gemeinden zur Verfügung stehen. Sei es, dass wir diese bei der Prüfung, Planung und Finanzierung von Projekten beraten oder beim Betreiben ihrer Anlagen unterstützen. Dadurch eröffnen wir ihnen die Möglichkeit, anstelle von Großkonzernen aus der Privatwirtschaft mit kommunalen Partnern zusammenzuarbeiten. Oberstes Ziel ist also, die kommunale Eigenständigkeit in der Wasserwirtschaft auch in Zeiten veränderter Marktbedingungen zu erhalten - damit der Brunnen im Dorf bleibt.

(Foto: L. Marschall)
Jörg Schuchardt (Dipl.-Ing., TH) ist Geschäftsführer der aquaKomm GmbH & Co.KG. Nach dem Studium des Bauingenieurwesens in Weimar war er mehrere Jahre lang im In- und Ausland als Bau- und Projektleiter im Bereich Wasserwirtschaft tätig. 1987 wechselte er als Team- und Projektleiter zu den Stadtwerken München über.
Von wem ging die Initiative zur Gründung aus? Wer ist an dem Unternehmen beteiligt?
Federführend bei der Gründung waren die Stadtwerke München. Sie schlossen sich mit den Stadtwerken Augsburg, den Stadtentwässerungswerken München, dem Amperverband, der Bayerngas GmbH sowie einer gemeinsamen Gesellschaft von Erdgas Südbayern GmbH und Erdgas Schwaben zur aquaKomm GmbH & Co.KG zusammen.

Das Motto von aquaKomm lautet: "Kommunen unterstützen Kommunen". Beschreitet aquaKomm damit einen neuen Weg oder gibt es anderenorts vergleichbare Zusammenschlüsse?
aquaKomm beschreitet damit einen neuen Weg. Bislang urden Dienstleistungen meist als Einzelleistungen im Bereich der Planung und Bauleitung oder beim Betrieb von Anlagen angeboten. Auf kommunaler Seite gab es aber noch kein entsprechendes Angebot. Neben aquaKomm ist zur Zeit noch eine Service GmbH auf Initiative des Gemeindetages am Entstehen. Sie will ebenfalls Synergien und Einsparungspotentiale nutzen, die aus der Zusammenarbeit kommunaler Unternehmen geschöpft werden können. Wie auch bei aquaKomm geht es dabei unter anderem um Vorteile, die sich aus dem gemeinsamen Kauf von Material und Anlagen oder aus der gemeinschaftlichen Schulung von Personal ergeben. Darüber hinaus ist eine einzelne Kommune kaum in der Lage, ein vergleichbares technisches Know-how und eine vergleichbare personelle Kapazität aufzubringen wie es bei den Beteiligungsunternehmen von aquaKomm der Fall ist.

Teil II des Interviews mit dem Geschäftsführer von aquaKomm Jörg Schuchardt.>>