„Damit der Brunnen im Dorf bleibt!“

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aquaKomm versteht sich als kommunale Antwort auf die Privatisierung der Wasserwirtschaft in Bayern. Wie weit ist die Privatisierung im Freistaat denn schon fortgeschritten? Und wie sieht es in anderen Bundesländern aus?
In Deutschland gibt es an die 6.700 Wasserversorgungsunternehmen, davon etwa 2.700 allein in Bayern und rund 10.000 Abwasserbetriebe, hiervon 3.100 in Bayern. Diese kleinteilige Struktur macht verletzlich für Angriffe durch Großkonzerne. Doch liegt die Wasserver- und Abwasserentsorgung im Freistaat bislang noch größtenteils in kommunaler Hand. Gegenwärtig werden etwa 97 Prozent der Bevölkerung in Bayern von öffentlichen Versorgern bedient. Das mag auch daran liegen, dass es in Bayern, vor allem in Südbayern, viel und gutes Wasser gibt. So gesehen ist die Situation noch relativ entspannt. Als Beispiel für eine Teilprivatisierung ist der Ort Eggenfelden zu nennen, wo sich Privatunternehmen in die Wasserversorgung eingekauft haben. In den sogenannten neuen Bundesländern ist der Anteil an privaten Beteiligungen dagegen sehr hoch, beispielsweise in Berlin, Rostock, Leipzig und wohl auch Dresden, wobei sich diese Reihe problemlos fortsetzen ließe.

Politiker, Kommunen, Verbände und Umweltorganisationen aus Bayern sind sich einig, dass dieWasserwirtschaft in kommunaler Hand bleiben soll. Doch welche Position vertritt die Mehrzahl der bayerischen Bürger?
Im September 2001 haben sich beim Aktionstag "Klar - Münchner Wasser!" auf dem Marienplatz über 5.000 Münchnerinnen und Münchner mit ihrer Unterschrift gegen eine Privatisierung ausgesprochen. Die Bürger Bayerns wissen den Wert von frischem und naturbelassenem Wasser durchaus zu schätzen. Sie befürchten, dass infolge der Privatisierung die bisherigeWasserqualität und Zuverlässigkeit der Versorgung nicht aufrecht erhalten werden kann. Es gibt also eine übergreifende Solidarität zwischen Bürger, Politikern und Kommunen.

(Foto: L. Marschall)
Der Firmensitz von aquaKomm liegt auf dem Gelände der Stadtwerke München, die, wie auch die anderen Beteiligungs-unternehmen, im Auftragsfall Mitarbeiter und technische Ausstattung den Kunden zur Verfügung stellen.

Die Trinkwasserversorgung in kommunaler Hand hat sich bestens bewährt. Weshalb also die Debatte um eine Privatisierung? Wo liegen deren Vorteile für Kommunen und Bürger?
Ich sehe weder Vorteile für die Kommunen noch für die Bürger. Wenn Städte und Gemeinden öffentliches Eigentum verkaufen, um finanzielle Probleme zu lösen, ist das eine sehr kurzfristige Lösung. Schließlich kann man solche Einrichtungen nur einmal veräußern. Hinzu kommt, dass die Kommunen auch nach dem Verkauf die Verantwortung dafür tragen müssen, dass die Wasserversorgung gewährleistet ist. Sollte das Privatunternehmen Konkurs machen, so ist es Pflicht der Kommune, die Versorgung wieder in Schwung zu bringen. Auch für den Bürger sind die Vorteile nur vorgeschoben. Was den Wasserpreis angeht, so ist ohne Zweifel richtig: Die Wirtschaftlichkeit vieler kommunaler Versorger kann bzw. muss durch Modernisierung erhöht werden. Dabei sollte man aber nicht vergessen, wie wenig der bayerische Bürger für sein hochwertiges Trinkwasser bezahlt. In München sind es derzeit etwa 1,2 Euro für 1.000 Liter Wasser - die gleiche Menge Mineralwasser kostet das 800- bis 2.000-fache. Den Vorwurf überhöhter Wasserpreise halte ich daher für unangebracht. Ins Leben gerufen wurde die Privatisierungsdebatte unter anderem von den Mitgliedern der Welthandelsorganisation (WTO) mit ihrer Forderung nach der Liberalisierung von Dienstleistungen. Darunter fallen auch die sensiblen Bereiche Bildung, Gesundheit und Wasserversorgung. Ziel des am 1.1.1996 in Kraft getretenen Abkommens über Dienstleistungen ist es, deren internationalen Austausch so reibungslos, frei und berechenbar wie möglich zu gestalten und privaten Dienstleistern Zugang zu diesen Märkten zu eröffnen. In meinen Augen kommt das einer Forcierung von Dienstleistungen durch die private Hand gleich.

Teil III des Interviews mit dem Geschäftsführer von aquaKomm Jörg Schuchardt.>>