„Damit der Brunnen im Dorf bleibt!“

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In den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren sind bundesweit dreistellige Milliardenbeträge zu entrichten, um Trinkwasseranlagen und Klärwerke auszubauen und marode Kanäle zu sanieren. Sehen Sie eine reelle Möglichkeit für die Kommunen, diese Summen aufzubringen, ohne dass die Wassergebühren signifikant steigen werden?
Das ist in der Tat eine große Herausforderung. Theoretisch müssen Städte und Gemeinden ihren gesamten Haushalt in der Wasserver- und Abwasserentsorgung durch die Gebühren und Beiträge, die der Bürger entrichtet, abdecken. Rücklagen für Zukunftsinvestitionen sind hier miteingeschlossen. In der Praxis sah es aber häufig so aus, dass aus politisch-opportunen Gründen der Wasserpreis künstlich niedrig gehalten wurde, indem keine Rücklagen gebildet wurden. Für solche Kommunen dürfte es daher ein Problem sein, die anstehenden Investitionen zu betätigen, ohne die Gebühren deutlich zu erhöhen. Zwar gibt es eine Zumutbarkeitsgrenze für die Preisgestaltung. Sollten die Wasserpreise z.B. infolge ungünstiger Verteilungsstrukturen oder einer geringen Anschlussdichte darüber liegen, besteht die Möglichkeit, dass der Staat durch Zuschüsse fördert, deren Umfang vom Landesamt für Wasserwirtschaft bzw. den jeweiligen Wasserwirtschaftsämter bemessen und zugeteilt wird. Die Unterstützung von Gemeinden beim Ausarbeiten von Finanzierungsplänen für zukünftige Investitionen ist übrigens eine zentrale Aufgabe von aquaKomm.

Wo liegen Ihrer Ansicht nach die größten Einsparungspotentiale der kommunalen Wasserver- und -entsorger?
Eine stärkere Zusammenarbeit einzelner Kommunen könnte zu beträchtlichen Spareffekten führen. Dienstleistungen wie Zählerablesen, Lecksuche oder die Überwachung von Wasserleitungs- und Kanalnetzen müssten dann nicht mehr von jeder Gemeinde selbst organisiert, sondern könnten gemeinsam erbracht werden. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass nur Stellen eingespart werden können, vielmehr ermöglicht es, die (Foto: L. Marschall)vorhandenen Arbeitskräfte weitaus zielgerichteter und effizienter einzu-setzen. Weitere Einsparungs-potentiale sehe ich in der stärkeren Kooperation von Wasserver- und Abwasserentsorgung. Beide Bereiche werden in den meisten Städten und Gemeinden unabhängig voneinander betrieben. Auch hier gibt es zahlreiche Möglichkeiten, vorhandene Kapazitäten wie beispielsweise das Personal für Reparaturen, technisches Gerät oder Abrechnungs- und Überwachungssysteme gemeinsam zu nutzen.

Meist sind es wirtschaftliche Zwänge, sprich leere Kassen, die die Kommunen dazu verleiten, Versorgungseinrichtungen zu veräußern. Verfügt aquaKomm über finanzielle Instrumente, um überschuldete Kommunen vor dem Verkauf ihres "Tafelsilbers" in Form öffentlicher Einrichtungen zu bewahren?
Nein, finanzielle Möglichkeiten bzw. eigene Finanzen, um den überschuldeten Kommunen unter die Arme zu greifen, haben wir nicht. Was wir anbieten ist, gemeinsam mit den Kommunen langfristige und attraktive Finanzierungsmodelle auszuarbeiten, um ihnen einen Anreiz zu geben, ihre Versorgungseinrichtungen auch weiterhin in Eigenregie zu betreiben. Dazu gehört natürlich auch, dass wir die verschiedenen Möglichkeiten aufdecken, staatliche und andere Zuschüsse zu akquirieren.

Teil IV des Interviews mit dem Geschäftsführer von aquaKomm Jörg Schuchardt.>>