Stress im See

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Rettung des Bodensees

Der Bodensee konnte durch erfolgreiche Renaturierung vor diesem Schicksal bewahrt werden. Wegen unterschiedlicher Tiefe und Uferstrukturierungen wird er in Ober- und Untersee aufgeteilt. Beide Bereiche werden als getrennte Ökosysteme aufgefasst. Der Untersee gilt seit langem als eutroph. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts traten durch die steigenden Nährstoff-Einträge in den Obersee tiefgreifende Veränderungen ein (siehe Grafik 2). Da die Phosphat-Konzentration in stehenden Gewässern der limitierende Wachstumsfaktor ist, stellt dieser Wert eine charakteristische Größe dar, um festzustellen, ob ein Gewässer eutrophiert ist. Um von einer Eutrophierung zu sprechen, muß der Phosphat-Wert zwischen 48 und 189 mg/m³ (nach Vollenweider und Kerekes) liegen, so dass der Beginn beim Obersee also um 1970 einsetzte. Die Eutrophierung muß innerhalb eines sehr kurzen Zeitraumes stattgefunden haben, da zu Beginn der Untersuchungen der Bodensee mit 5 mg Phosphat/m³ sehr nährstoffarm war. Die höchste Phosphat-Konzentration war um 1980 mit 87 mg/m³ zu verzeichnen.

(Quelle: Int. Gewässerschutzkommission für den Bodensee, IGKB. Grafik: U. Gönczi).
  Phosphor-Gehalt im Bodensee-Obersee während der Durchmischungsphase. Phosphat-Werte zwischen 48 und 189 mg/m³ bezeichnen eine Eutrophierung.

 

Die Rettungsmaßnahmen zielten in erster Linie auf die Verminderung des Phosphateintrags in den See. Durch strenge Einleitgrenzwerte, den Bau von Kläranlagen und Abwasserleitungen sowie Erhöhung der Reinigungsleistung schon bestehender Kläranlagen konnte eine Verbesserung erzielt werden. Außerdem wurden diese Maßnahmen noch durch das schrittweise Verbot von Phosphat in Textilwaschmitteln unterstützt. Im gesamten Einzugsgebiet des Bodensees sind für Sanierungsmaßnahmen im Bereich der Abwasser-Reinigung seit 1960 rund 3,8 Milliarden Euro ausgegeben worden. Für die Rettung anderer eutrophierungsgefährdeter Seen stehen die nötigen finanziellen Mittel allerdings nicht zur Verfügung. Die Renaturierung vom Bodensee wurde auch erst durch die Anrainer-Länder gemeinsam beschlossen, als dieser schon kurz vor dem Umkippen war.

Heutiger Zustand

Im Jahr 2001 lag der Phosphatgehalt des Bodensees wieder bei unter 15 mg/m³. Ein extremer Sauerstoffmangel tritt gegenwärtig nicht mehr auf. Sollte jedoch ein warmer und windarmer Winter auftreten, in dem die Schichtung des Wassers nur unzureichend aufgehoben und somit der See schlecht belüftet wird, kann nicht ausgeschlossen werden, dass auch mit dem jetzigen niedrigen Nährstoffpegel eine erneute Verschlechterung eintritt. Deshalb ist es notwendig, weitere Maßnahmen durchzuführen, um den See zu stabilisieren. Die Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB) initiiert und koordiniert die Aktivitäten für den Schutz des Bodensees für die Länder und Kantone rund um den See.
Nur so kann dieser auch weiterhin über vier Millionen Menschen mit Trinkwasser versorgen und eines der wichtigsten Freizeit- und Erholungsgebiete Baden-Württembergs bleiben.

 

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