Regengötter

In vielen Mythen der Welt stellt die Erde das weibliche und der Himmel das männliche Prinzip dar. Regen ist in dieser göttlichen Vereinigung der Samen, der die Fruchtbarkeit des Landes gewährleistet. Um den regelmäßigen Fluss des kostbaren Nasses zu sichern, versuchte man den Regengott mit Gaben und Zeremonien gütig zu stimmen.

Bericht von Ulrich Gönczi

 
   

 

Chac, dem Regengott der Maya, wurden in trockenen Jahren regelmäßig Menschen geopfert. Nach einer Zeremonie stießen die Priester sie unter den steinernen Blicken der an den Tempelwänden angebrachten Chac-Masken in einen tiefen Opferschacht hinein. Die Tränen der Verwundeten sollten die Gottheit animieren, Regen fallen zu lassen. Diese Todesart war keine Strafe, sondern eine große Auszeichnung. Die Geister der Toten durften dem Gott entgegentreten.

Im Vorfeld der Opferung kam es zu Wettkämpfen um Leben und Tod - allerdings mit verkehrten Vorzeichen, die Gewinner erwarben die Ehre, ihr Leben dem Gott zu schenken! Die häufigste Wettkampfart war Pelotu, das traditionelle Ballspiel der Maya. Herrschte Dürre, gehörte es zum Ritual, den Kapitän der siegreichen Mannschaft unter großem Jubel zu opfern.

Segen und Unheil - dicht beieinander

Chac zeigte sein Wohlwollen, indem Regengüsse das Land überzogen. Regentropfen umflossen seine gemeißelten Tränen und Chacs rüsselnasige Masken lachten im expressionistischen Licht und Schatten-Spiel der Blitze.

Chacs Verweigerung führte zur Katastrophe: 750 n. Chr. beschleunigte eine andauernde Trockenperiode den Niedergang Uxmals und deren Nachbarstädte auf der Halbinsel Yucatan.
Was danach passierte, lässt sich nicht mehr genau rekonstruieren, aber vieles deutet auf politische Unruhen und Flucht aus den Städten hin. Obwohl die Maya-Kultur ihre Blütezeit erst 50 Jahre zuvor erreicht hatte, verfielen das organisierte Leben und die riesigen Tempelanlagen rapide.

Teil II: In den präkolumbianischen Kulturen waren Menschenopfer für den Regengott in häufiger Anwendung. Die kriegerischen Azteken verwendeten sie sehr häufig, während im Inka-Reich selten geopfert wurde - dafür sind diese in großen Höhen dargebrachten Opfer besonders gut erhalten: Kälte und Eis haben sie hervorragend mumifiziert.