Chac, dem Regengott
der Maya, wurden in trockenen Jahren regelmäßig Menschen
geopfert. Nach einer Zeremonie stießen die Priester sie unter
den steinernen Blicken der an den Tempelwänden angebrachten
Chac-Masken in einen tiefen Opferschacht hinein. Die Tränen
der Verwundeten sollten die Gottheit animieren, Regen fallen zu
lassen. Diese Todesart war keine Strafe, sondern eine große
Auszeichnung. Die Geister der Toten durften dem Gott entgegentreten.
Im Vorfeld der
Opferung kam es zu Wettkämpfen um Leben und Tod - allerdings
mit verkehrten Vorzeichen, die Gewinner erwarben die Ehre, ihr Leben
dem Gott zu schenken! Die häufigste Wettkampfart war Pelotu,
das traditionelle Ballspiel der Maya. Herrschte Dürre, gehörte
es zum Ritual, den Kapitän der siegreichen Mannschaft unter
großem Jubel zu opfern.
Segen
und Unheil - dicht beieinander
Chac zeigte
sein Wohlwollen, indem Regengüsse das Land überzogen.
Regentropfen umflossen seine gemeißelten Tränen und Chacs
rüsselnasige Masken lachten im expressionistischen Licht und
Schatten-Spiel der Blitze.
Chacs Verweigerung
führte zur Katastrophe: 750 n. Chr. beschleunigte eine andauernde
Trockenperiode den Niedergang Uxmals und deren Nachbarstädte
auf der Halbinsel Yucatan.
Was danach passierte, lässt sich nicht mehr genau rekonstruieren,
aber vieles deutet auf politische Unruhen und Flucht aus den Städten
hin. Obwohl die Maya-Kultur ihre Blütezeit erst 50 Jahre zuvor
erreicht hatte, verfielen das organisierte Leben und die riesigen
Tempelanlagen rapide.
Teil
II: In den präkolumbianischen Kulturen waren Menschenopfer
für den Regengott in häufiger Anwendung. Die kriegerischen
Azteken verwendeten sie sehr häufig, während im Inka-Reich
selten geopfert wurde - dafür sind diese in großen Höhen
dargebrachten Opfer besonders gut erhalten: Kälte und Eis haben
sie hervorragend mumifiziert.
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