Regengötter

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Im Bereich der alten Welt waren Menschenopfer bei manchen frühen Kulturen durchaus üblich - die Phönizier, immerhin die Lehrmeister der Griechen und Römer, opferten Kinder ihrem Hauptgott Melquart, dem biblischen Moloch, die Ägypter fütterten Krokodile mit Menschen als symbolisches Donation für den Krokodilgott Sobek, und selbst die uns so nahe stehenden Römer gaben Menschenleben in Zeiten höchster Not ihren Göttern hin - das letzte Mal 211 v. Chr. als Hannibal ihr Kernland bedrohte. Allerdings gibt es nur vage Hinweise auf religiöse Tötungen von Menschen für einen Regengott.

Der Herr der Meere begann als Regengott

Poseidon, einer der ältesten olympischen Götter, könnte ursprünglich ein nordafrikanischer Regengott gewesen sein. Laut Herodot wurde Poseidon von den Libyern - in der altgriechischen Geologie waren alle Nordafrikaner abzüglich der Ägypter Libyer - seit jeher verehrt und sie hätten ihm auch seinen Namen gegeben.

Möglich, dass er hier ursprünglich als Regenspender und Hervorlocker von Quellen verehrt wurde, bevor er zum Herrn der Meere ernannt wurde.
Im Mythos um Anataios, einem Sohn des Poseidon und der Gaia, der Erdgöttin aus frühester Zeit, tritt Anataios als Verteidiger Libyens auf, tötet alle Fremdlinge und opfert sie seinem Vater, indem er ihm aus deren Schädeln einen Tempel baut.
Zeus, als Wahrer des Gastrechts, schickt Herakles nach Libyen, um diesem schändlichen Treiben ein Ende zu bereiten, was dem obersten Heros der Griechen nach einem dramatischen Duell auch gelingt.

Chaos gegen Ordnung

Das beliebte griechische Motivdes Sieges der Ordnung über das Chaos spielt in diesem Mythos die tragende Rolle. Gleichzeitig blieb in dieser neuen Ordnung mit ihren klaren hierarchischen Strukturen und Einflussbereichen seltsamerweise kein Platz mehr für so etwas Archaisches wie nur für das Ressort Regen zuständige Götter. Andernfalls wusste man sehr wohl noch um ihre überragende Wichtigkeit fürden Vegetationszyklus und befördert sie - ausgestattet mit einer Fülle von neuen Funktionen - zu den Hauptgöttern des jeweiligen Pantheons.

(Foto: Jutta Tietz-Glagow, Antikensammlung, Staat-liche Museen zu Berlin - Preussischer Kulturbesitz -Montage: U. Gönczi)
Zeus, der Herr der Blitze, kurz vor dem Schleudern eines selbigen.

Zeus, der Chef des klassischen Olymps, wurde an einer seiner ältesten Kultstätten, Dodona in Mittelgriechenland, mit dem Beinamen Naios (Fließend) als Regengott verehrt. Zeus´ aus Homer bekannte Attribute wie Blitzbündel, seine donnergleiche Stimme und die Beinamen "Wolkenballer", "schwarzwolkiger, wohnend im Äther" oder "Flusserzeuger" sind starke Indizien auf eine frühere Funktion als Wetter- oder Regengott, bevor er die Karriereleiter an die Spitze der olympischen Gottheiten erklomm und seine archaischen Attribute vergessen wurden. Mit dem Beginn der klassischen Plastik (ca. 480 v. Chr.) endete die Produktion der beliebten Statuen, die Zeus als "Blitzschleuderer" darstellen und es begann die Typisierung als würdevoller Götterkönig.

Am Anfang war der Blitz

Ein ähnlicher Aufstieg ist auch für weitere Himmelsgottheiten anderer Zivilisationen bekannt oder sehr wahrscheinlich. Die Ursprünge finden sich im Vorderasiatischen Raum.
Adad war der Regengott Mesopotamiens und stieg dann zu einem der wichtigsten frühen Götter des Zwei-Strom-Landes auf. Seine Attribute: die Keule als Symbol für den Donner und die Lanze als Symbol für den Blitz. Baal-Hadad wurde er beim Volk der Ugariter genannt. Teschub, einer der hethitischen Hauptgötter, hält den Blitz in seiner Hand und war für das Wetter verantwortlich.

Der italische Jupiter trägt oft ein Blitzbündel als Attribut und den Beinamen Tonans ("Donnerer"). Der gallische Donnergott Taranis wurde von den Römern problemlos ihrem Jupiter gleichgesetzt. Der nordische Thor kann mit seinem Hammer Mjöllnir den Donner erzeugen - unser Donnerstag war ursprünglich ein Thorstag.

Teil IV: Festivals für die Regengötter finden auch heutzutage noch in manchen Regionen der Erde statt. Bei dem thailändischen Bun Bang Fai-Festival kommt es immer noch zu Menschenopfern - wenn auch unfreiwillig ... >>