Ausverkauf der Wasserversorgung

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Es waren eher Negativbeispiele zu beobachten: In England kam es vielerorts zu deutlichen Gebührenerhöhungen bei gleichzeitiger Verschlechterung der Versorgungsleistungen. Aufgrund der bereits thematisierten, hohen Fixkosten für das Leitungsnetz bleibt ohnehin fraglich, ob Gebühren grundsätzlich in wahrnehmbaren Größenordnungen und ohne Vernachlässigung bestehender Strukturen reduziert werden können.

Doppeltes Risiko

Umweltschutzverbände äußern die Besorgnis, dass Privatunternehmen aufgrund zeitlich begrenzter Konzessionsverträge dazu verleitet werden könnten, einen Verschleiß der Leitungsnetze in Kauf zu nehmen oder Sparmaßnahmen beim Umweltschutz anzusetzen um zunächst Gewinne zu maximieren. Dies würde in der Folge sicherlich die Trinkwasserqualität verschlechtern und zu ansteigenden Wasserverlusten im Leitungsnetz führen.

Insofern stellen solche Verträge in zweifacher Hinsicht ein nicht zu unterschätzendes Risiko für die Gemeinden dar. Sollte ein privates Versorgungsunternehmen Konkurs anmelden, müsste die Kommune zwangsläufig einspringen und unter hohem Kostenaufwand die Versorgung wieder gewährleisten. Weniger rentable oder gar defizitäre Anlagen würden ohnehin in kommunaler Verwaltung bleiben, da Privatunternehmen nur an lukrativen Betriebe interessiert sind.

Überwachung tut Not

Im Zuge einer Liberalisierung der Wasserwirtschaft wäre es unumgänglich, Regulierungsmaßnahmen zu treffen, also entsprechende Einrichtungen und Kontrollbehörden auszubauen oder zu schaffen. Nach einer generellen Öffnung der Wasserversorgung für den Wettbewerb wäre es nicht auszuschließen, dass sich manche Firmen durch das Vermischen unterschiedlicher Trinkwässer langsam an Grenzwerte bezüglich der Wasserqualität herantasten oder lukrative und hochwertige Quellen über Fernleitungssysteme ausbeuten.

Die Kosten für ausreichende Überwachungsmaßnahmen könnten die Effizienzgewinne einer von privater Hand geführten Wasserwirtschaft durchaus übersteigen. Ein hohes Maß an Kontrollbürokratie wiederum stünde im Widerspruch zum allgemeinen Ziel der Verwaltungsvereinfachung.

(Foto: Messe München/LOSKE).

Gebührensenkungen sind auch nach Privatisierungen nicht in Sicht - müssen die Kunden in die Röhre schauen?

 

 

 

Teil V: Der Vorsitzende des Vorstandes der RWE Umwelt AG, Bernard M. Kemper, ist der Auffassung, dass seitens der kommunalen Versorger versucht wird, "ein operatives Gegengewicht zu den privaten Unternehmen zu schaffen", um die rentablen Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungsbetriebe nicht abgeben zu müssen. Tatsächlich sind diese Bereiche für viele Städte und Kommunen ein lukratives Geschäft. >>