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Forget
aid, think business. Provokant klingen sie, die zynischen
Werbeslogans der Liberalisierungsgegner. Teilweise resignativ, vielleicht
sogar realistisch. Entwicklungshilfe für transnationale
Wasserkonzerne wirft der Autor Uwe Hoering der Weltbank und
dem Internationalen Währungsfond (IWF) in seinem Beitrag für
die deutsche Nichtregierungsorganisation Weltwirtschaft, Ökologie
& Entwicklung vor. Er stellt weiter die Lösung der
globalen Wasserkrise durch Privatisierung in Frage.
Die Weltbank
verkündet auf ihrer Website, sie forciere Regierungen und private
Firmen auf diesem Gebiet zusammen zu arbeiten. Und so agiert sie
auch. Kredite für Entwicklungsländer werden nur zugesagt,
wenn die Regierungen in die Privatisierung der kommunalen Wasserversorger
einwilligen. Ebenso macht der IWF finanzielle Hilfe von der Bereitschaft
der Regierungen abhängig, Strukturanpassungsprogramme
durchzuführen, sprich sämtliche öffentliche Versorgungsbetriebe
der Obhut internationaler Konsortien zu übertragen.
Nutznießer
der Liberalisierung
Seit Jahren
unterschreiben Marktriesen wie Vivendi und Ondeo fleißig Verträge.
Die beiden französischen Konzerne versorgen inzwischen je 110
Millionen Menschen in über 230 Ländern aller Kontinente.
Aus dem Jahresbericht 1999 von Vivendi geht hervor, dass Wasserverluste
durch Reparaturen undichter Rohrsysteme verringert werden konnten,
wie etwa in Ungarn, Tschechien, Kasachstan oder Mexiko. Die Weltbank
schätzt, dass 40 Prozent des Wassers auf dem Transport durch
kaputte Pipelines verloren gehen. In Jakarta fließt Trinkwasser
durch 550 Kilometer reparierter Leitungen zu 40.000 neuen Anschlüssen,
ähnlich in Cartagena, Buenos Aires und Manila. Die positiven
Folgen der Privatisierung verkünden aber meist nur die Initiatoren
und Erbauer selbst. Dass im Liberalisierungs-Strom auch einige stranden,
davon berichten andere. Manuel Schiffler, Wasserexperte und Mitarbeiter
der Nahostabteilung der Weltbank, gab im Spiegel-Interview vom 22.
Mai 2000 zu, ein großer Teil der Wassersubventionen gehe an
die Reichen. Arme wären meist gar nicht ans Netz angeschlossen
und müssten sich teuer beim Wasserverkäufer eindecken
oder sich unter hohem Arbeitsaufwand selbst versorgen. Dass im Zuge
der Privatisierung vor allem den Armen das Wasser abgegraben wird,
ist kein neues Phänomen, vergleicht man die historische Entwicklung
der Wasserwirtschaft in den USA.
Es
leert die Geschichte
Im 19. Jahrhundert
investierten private Unternehmer in reichere Stadtteile und vernachlässigten
ärmere, wie in Boston, Baltimore, Chicago und vielen anderen
Städten. Die Wasserversorgung kam erst wieder durch die Umwandlung
in öffentliche Verwaltung in Schuss. Entgegen heutigen Trends
drehen die Menschen dort nur noch zu 15 Prozent am Wasserhahn privater
Quellen, wo es vor 200 Jahren noch 94 Prozent waren. Trotzdem mischen
amerikanische wie auch Konzerne anderer Industriestaaten den Wassermarkt
kräftig auf. Besonders England und Frankreich propagieren die
Liberalisierung seit über zehn Jahren mit dem Versprechen,
Wasser würde billiger. Seit der Privatisierung im Jahre 1988
unter Thatcher geht die englische Wasserwirtschaft allerdings den
Bach runter. Die Engländer berappen ein Drittel des ursprünglichen
Tarifs mehr, obwohl Leitungen seit Jahren nicht mehr repariert werden
und immer noch ein Viertel des Wassers versickert, bevor es überhaupt
einen Wasserhahn erreicht. Und die verbesserte Trinkwasser-Qualität
ist immer noch schlechter als in anderen europäischen Ländern.
Weit drastischer ist die Situation in vielen Entwicklungsländern,
wo die Menschen allein durch Trockenheit oft nicht einmal Zugang
zu Wasser haben. Dort, wo der größte Wasserbedarf besteht,
fehlt es meist auch an funktionierenden öffentlichen Anlagen
und Regierungen, die fähig sind zu verwalten und zu kontrollieren.
Was private Konzerne mit Hilfe öffentlicher Gelder der Weltbank
vermehrt in die Hand nehmen und damit heimische Betriebe und Politiker
der Entwicklungsländer zunehmend entmachten. Machtlos genug
stehen sie der ungleichen Wasserverteilung auf der Erde ohnehin
schon gegenüber.
Zu
Teil III: Internationale Schutzprogramme erfolglos >>
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